Der „Philosophen-Kaiser“ in Trier: Marc Aurel und die Vision einer Zukunftsgesellschaft

Zum ersten Mal überhaupt widmet sich eine renommierte Institution wie das Trierer Landesmuseum chronologisch dem Wirken und Denken des „Philosophen-Kaisers“. Der antike Herrscher Marc Aurel galt noch zu Lebzeiten als guter Führer, dessen introspektives Tagebuch „Selbstbetrachtungen“ ein Bestseller der Literatur wurde. „Bitte lesen Sie die Aphorismen und Reflexionen von Marc Aurel auf keinen Fall von vorn. Blättern Sie bei Bedarf oder einer Sinnfrage irgendwohin“, empfiehlt der promovierte Archäologe Marcus Reuter, seit 2012 Museumsdirektor und Leiter des Zentrums der Antike in der Kaiserresidenz Trier, als Lektüre-Tipp beim Rundgang für Medienvertreter.

 

Philosophische Schule der Stoiker

Weltweit wird Marc Aurel von der philosophischen Schule der Stoiker interpretiert bis hin zu idealisiert. Bei dieser Richtung gilt es, einen Platz in der Ordnung zu erkennen und auszufüllen, wobei das Individuum nach Selbstbeherrschung, Gelassenheit, Seelenruhe und Weisheit strebt. So genehmigte der Kaiser etwa in weiser Voraussicht angesichts zu erwartender feindlicher Auseinandersetzungen den Bau der 6,4 Kilometer langen Stadtmauer um die Mosel-Stadt Trier. Sie war damals die größte Metropole nördlich der Alpen, von der die Hälfte des „Imperiums Romanum“ regiert wurde.

 

„Marc Aurel war pragmatisch“, resümiert Römer-Experte Reuter bei der Besichtigung der rund 300 Exponate als Reminiszenz an die Spuren der Vergangenheit. Bis heute haben ihre Ursprünge das Moderne entlang der 240 Flusskilometer der Mosel mitgeprägt, die vor über 2.000 Jahren mit dem Rhein eine Hauptverkehrsachse bildete.

 

Kardinaltugenden guter Herrschaft

Während das Landesmuseum zu einer Zeitreise ins Römische Reich des 2. Jahrhunderts einlädt, findet zeitgleich im Trierer Stadtmuseum „Simeonstift“ die perspektivische Rezeption über gute Herrschaft statt. Hochkarätige Originale und Leihgaben aus internationalen Museen veranschaulichen die künstlerische Darstellung von Staatstheorien und politischen Systemen im Wandel der Geschichte. Dabei bekomme die Frage nach dem Herrschertum eine besondere Bewertung in Anbetracht aktueller Krisen- und Konfliktherde, verdeutlicht Simeonstift-Chefin Dr. Viola Skiba bei der Vorstellung eines wandumspannenden Freskos aus der Toskana.

 

„Zu den Kardinaltugenden guter Herrschaft gehören Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung. Sie werden in der Kunstgeschichte mit Frauenfiguren und bestimmten Attributen wie die Waage dargestellt“, erklärt die Historikerin das Werk. Seit September 2023 führt sie das Ausstellungshaus in direkter Nähe zum römischen Stadttor „Porta Nigra“, wie das UNESCO-Kulturerbe-Wahrzeichen Triers heißt.

 

Zeugnisse epochalen Weltgeschehens

Ambrogio Lorenzetti hat den italienischen Zyklus 1338 bis 1339 mit dem Titel „Die Allegorie der guten und schlechten Regierung“ für das Rathaus von Siena, den „Palazzo Pubblico“, geschaffen. Konzeptuelle Ansätze einer „Zukunftsgesellschaft“, wie sie die Expo 2025 entwirft, können durchaus Wurzeln aus dem Mittelalter oder auch dem weströmischen Mosel-Reich respektive der „Augusta Treverorum“ – so der Gründungsname Triers aus 16. v. Chr. durch Kaiser Augustus – berücksichtigen. In der Entität zählt das Leben des Einzelnen für eine höhere Entwicklung der Gemeinschaft, deren historische Bedeutung das Zeugnis sowie den Zeitgeist epochalen Weltgeschehens markiert.

 

Ausgewählte touristische Links:

https://marc-aurel-trier.de

https://museum-trier.de

https://www.rlp-tourismus.com

https://treverer-code.de

https://www.visitmosel.de

https://www.zentrum-der-antike.de

 

Text/Fotos: Ariane Günther, Rheinland-Pfalz Tourismus

Medium der Erst-Veröffentlichung:

https://fernweh.de/news/antike-und-moderne-neue-ausstellung-in-trier