Madonnen-Prozession auf der Sonneninsel Grado

 

Das beeindruckende Schauspiel vor der malerischen Kulisse auf der Sonneninsel Grado am äußersten Ende des Golfs von Venedig findet immer am ersten Juli-Sonntag statt, in diesem Jahr am 4. Juli 2021. Das Wort „perdòn" heißt im Deutschen „Vergebung". Die religiösen Feierlichkeiten beginnen schon einen Tag zuvor, am „Sabo Grando" (auf Deutsch „großer Samstag"), mit zahlreichen Veranstaltungen, Musik, Tanz und Aufführungen, die bis in die Nacht dauern. Den Höhepunkt bildet dann am Sonntag die feierliche Übergabe der Madonna-Statue, die mit dem „Stella del Mare" (auf Deutsch „Seestern"), einem großen Fischerboot, von der Basilika Sant'Eufemia in Grado auf die Insel Barbana gebracht wird. Zahlreiche mit Blumen und Flaggen geschmückte Boote begleiten die Fahrt durch die Lagune von Grado.

 

Prozession als Dank nach Pestepidemie

Perdòn di Barbana" ist ein Fest uralter Tradition – nicht nur für Pilger, sondern auch für Einheimische. Erstmals wurde die Prozession im Jahr 1237 erwähnt, um die heilige Madonna zu ehren, die das Fischerdorf vor einer schrecklichen Pestepidemie gerettet haben soll. Seitdem gehört die Insel Barbana zu einem der ältesten Wallfahrtsorte des Mittelalters und trägt ihren Namen nach dem Eremiten Barbanus. Von Grado aus erreicht man die Insel in 20 Minuten mit dem Boot. Für die Zeremonie wird auch die Matteotti-Brücke, die Grado mit dem Festland verbindet, geöffnet, um den Weg zur Insel zu erleichtern. In der Marienkirche Santuario di Barbana erhalten die dortigen Mönchen ein symbolisches Geschenk überreicht. Nach dem anschließenden gemeinsamen Gottesdienst wird die Madonna wieder nach Grado gebracht.

 

Text: Ariane Günther
Foto: Gianluca Baronchelli